Montag, 28. September 2015

Und dann warten wir wieder mal auf den Monteur

Vor knapp 50 Jahren wurde in meinen ehrwürdigen Hallen der erste Telefonanschluss gelegt.

Seither ist viel Wasser den Rhein hinunter geflossen, wurden viele technische Veränderungen bei Posts, später Telekoms durchgezogen, zogen die Familienmitglieder im Haus hin und her und gingen zahllose Monteure in diesen Räumen ein und aus.

Der Anschluss im Flur meiner kleinen Bude ist also nur 10 Jahre jünger als ich und wurde nie an andere Stellen verlegt. Es wurden Kabel dazu und wegmontiert, kleine Kästchen gesetzt und weggenommen, seit einige Jahren füttert er einen Router, der zumindest mein Privatgemach und die nebenan liegenden Schulräume mit der großen, weiten Welt verbindet. Irgendwie geht auch ein Telefonkabel in den ersten Stock zu meinen Eltern, von draußen vom Walde  kommen Kabel in meine Bude, die schon manchen Telefonmeister zum Schwitzen brachten.

Jetzt hat mir die Telekom mehr oder weniger einen IP-Anschluss aufgedrängt, ich hab' gesagt "ja, macht mal" und alles wieder vergessen. Seit Monaten. Anfang letzter Woche erhielt ich dann einen Brief, dass jetzt alles gut wird, ich werde / wurde am Wochenende umgestellt und dass danach auch alles wie davor funktioniere, brauchte ich bloß eine Art Ikea-Zeichnung, wie ich welche vorhandenen und nicht vorhandenen (daher "zu besorgenden") Kabel wo raus und wo reinstecken solle.

Ich rief gleich an und sagte, da müsse ein Monteur her, so einfach gehe das hier im Hause nicht und überhaupt, ich ziehe nirgendwo Kabel raus und stecke sie woanders rein und bezahle danach doch einen Handwerker, der es wieder richtig funktionieren lässt. "Ja, okay, ich geb bescheid" oder so war die Antwort und ich dachte, alles sei damit wieder grün.

Ende der Woche - einen Tag vor Umstellung - bekomme ich eine SMS, ob alles jetzt geklärt sei, ich solle mit 1 für ja oder 2 für nein antworten. An eine Telekom-Kurzwahl, die für meine SMS-Maschine nicht erreichbar ist.

Anruf bei der Hotline, ob das mit den Monteuren denn wirklich klappe - 10 Minuten Musik, dann: Dienstag wäre der früheste Termin in der Disposition. Jetzt ist Montag Abend, ich hatte einen telefonfreien Tag im Büro, da alles auf irgend eine Mailbox geleitet wird, die ich nicht mal abfragen kann - und ich will hoffen, dass morgen dieser Mensch wenigstens die Kabel dabei hat, die ich "besorgen" sollte nach Plan. Wenn denn überhaupt einer kommt. Da habe ich nämlich auch so meine Erfahrungen...

Liebe Telekom, irgendwie war das früher besser, wenn da einer vorbei kam und sein Handwerk gemacht hat. Nicht ein Brief mit einer Ikeal-Malerei oder eine SMS. Wenigstens das Angebot eines Monteurs hättet ihr mir unterbreiten können.

MICH KOTZT ES NÄMLICH AN, DASS ICH EUREN JOB MACHEN SOLL. ICH BIN KEIN FERNMELDEHANDWERKER.

Und körperlich auch nicht mehr so fitt, dass ich auf der Erde rumkriechen könnte und EUREN JOB MACHEN SOLL.

Dienstag, 1. September 2015

Das autonome Fahrzeug und Kastrationsängste der Regelverweigerer

Jessas, was sie sich alle einen abarbeiten an "autonomen" Fahrzeugen. Bis hin zum Erfinden angeblicher Vorteile von Übertretungen. Neulich las ich einen Artikel, in der philosophische Lösungsprobleme herangezogen und die Erschaffung einer Roboter-Ethik gefordert wurden, um sicherzustellen, dass das autonome Fahrzeug den dicken Mann überfährt, wenn es dafür 4 Kinder retten kann.

Aktuell finden bei uns in .de etwa alle 3 Sekunden Unfälle statt, eine Folge dieser Übertretungsvorteile. Hoffnungslos überforderte [1], bewusstlose Fahrende knallen ineinander oder gegen Bäume, stets im Glauben, alles im Griff zu haben und gerade jetzt im Moment mal auf Regelsicherheit pfeifen zu können.

Und diese Überforderten jammern jetzt schon, weil am Horizont eine Ahnung von Unterordnung unter ein System zu erahnen ist. Sind das Arten von Kastrationsängsten? Oder herrscht immernoch Sommerloch?

Mal schnell, ganz ohne Hegel, geht es hier am Ende doch nur darum, wer verklagt werden könnte wenn ein Schaden entsteht. Wir haben es fest verinnerlicht, wenn ein Unfall passiert ist irgendwer schuld und muss bezahlen. Da ein Mensch per se nur eingeschränkt taugt, ein Fahrzeug zu führen, ist abzusehen, dass er fehlerhaft entscheidet und darum eine gute Haftpflichtversicherung braucht.

Ein Fahrzeug, mit seiner schnellen Regelelektronik, seinen deutlich kompetenteren Sensoren, seiner nie ermüdenten Wachsamkeit, seinem Fokus auf das Wesentliche, ist weitaus weniger fehleranfällig, darum muss etwas konstruiert werden,das aus, beim Menschen unter "höherer Gewalt" firmierenden, Situationen einen Fehler, wenigstens in der ethischen Programmierung, ablesen kann. Wenn beim Menschen ein Richter abwinken würde und sagte, es sei unvermeidbar gewesen, da muss sich doch beim Automaten noch etwas rauskitzeln lassen.

Lieber lassen wir hier in Deutschland die Chance auf sinkende Verletztenzahlen sausen, als dass wir uns die Kontrolle über die Rasenbetretung aus der Hand nehmen ließen.

Und daher kommt es dann zu solchen Statements, wie im Handelsblatt niedergeschrieben

In solchen Fällen müsse der Mensch eingreifen, auch wenn das im Einzelfall in einer Katastrophe ende.

Ja, wenn es um Katastrophen geht, müssen schon wir Menschen ran. 


[1] Überfordert mit der Bedienung des Fahrzeugs, der Kompexität der Verkehrslage, der Einschätzung eigener Fähigkeiten, der Beobachtung des Verkehrsraums, der Fokusierung auf Wesentliches, dem Einfügen in eine soziale Gemeinschaft, dem Verzicht auf die Wahrnehmung eines persönlichen Vorteils zugunsten dieser Gemeinschaft. u.v.m.

http://www.heise.de/tp/artikel/45/45866/1.html

http://www.zeit.de/digital/internet/2014-05/unfall-fahrerlose-autos-ethik